50 Jahre Rudi-Hütte Rudi: Wirt, Koch und Musiker
Jubiläum 50 Jahre Rudihütte unter der Rotwand in Sexten. Im ersten Jahr hieß sie Alpenflora, die kleine Hütte in den Sextner Dolomiten, die 1966 kurz nach der Eröffnung des ersten Korblifts auf die Rotwand, die Skifahrer mit Getränken und kleinen Mahlzeiten versorgte. Dass schon im Jahr darauf anstelle dieses Allerweltnamens „Rudi-Hütte“ gewählt wurde, ist der Weitsicht des inzwischen verstorbenen Wirts der Drei-Zinnen-Hütte zu verdanken. Rudi Hütte – das ist ein Name, der in Erinnerung bleibt. Seit 50 Jahren.
Drei Rudis gibt es in der Familie Egarter. Den Großvater, den Vater, der 1936 die kleine Hütte baute, um im Sommer die Schafe zu Füßen der Rotwand zu hüten und den jetzigen Wirt der Rudi Hütte. Rudi Egarter, Koch, Wirt, erfolgreicher Unternehmer, Puschtrer Original und Seele des Quartets „Rudi und das Sextner Trio“.
Musik gab‘s schon zum Frühschoppen
Ja, die Musik war von Anfang an mit dabei. Schon als Rudi, erst 16-jährig, das frische Diplom der Handelsschule in der Tasche, damit begann, mit seiner Mutter in der kleinen Rudi Hütte aufzuschenken. Kein leichtes Unterfangen damals. Alles musste per Korblift auf die Alm gebracht werden. Immerhin 1.950 Meter hoch gelegen und damals noch ohne Zufahrtsstraße. Kein Strom, kein Telefon, Wasser aus Kanistern und für die Skifahrer der ersten Generation Erbsensuppe, belegte Brote und Glühwein. Mehr brauchte es damals nicht. Dazu jede Menge guter Stimmung und Musik. Denn die liegt Rudi Egarter im Blut. Mit 16 lernt er Gitarre, eine gute Stimme schenkte ihm die Natur, später kommt noch die Zither dazu. Und je nach Laune der Gäste und des Wirts begann er früher schon am Morgen aufzuspielen.
Hüttenstimmung und Geselligkeit
Der Korblift in Sexten hatte Erfolg und die Hütte auch. Schon 1968 entschlossen sich die Eltern von Rudi Egarter zum Bau einer neuen Hütte. Die erste Rudi Hütte steht aber noch heute! In den 70er Jahren kamen die ersten Weißen Wochen auf. Die Skisaison verlängerte sich zunehmend und die Leute kamen in Scharen unter die Rotwand. Südtiroler, Deutsche, Österreicher und Italiener. Skisafari und Skischaukel war noch lange nicht angesagt. Man war zufrieden mit einer Piste und (mindestens) ebenso wichtig wie das Skifahren war in jenen Jahren der gesellige Teil des Skifahrens, der famose Einkehrschwung, Hüttenstimmung, gutes Essen. Musik und Gesang und das nicht selten bis spät in die Nacht. Gäste, Freunde, Skilehrer mit ihren Gruppen.
Qualität geht über alles
Für das gute Essen war die Rudi-Hütte von jeher bekannt. Und auch wenn sie sich heute modern und komfortabel präsentiert, auf Qualität und persönlichen Service am Tisch hat sie nie verzichtet. Aber der Reihe nach. Die Hütte floriert ebenso wie der Rotwandlift und 1976 heiratet Rudi Egarter Flora Oberhollenzer. Kennengelernt hat er sie in der Rudi Hütte, wo sie im Service arbeitete. Drei Kinder sind aus der Verbindung hervorgegangen. Christine (1978), Andreas (1981) und Steffi (1990). Alle drei sind nebenbei während der Wintersaison zur Welt gekommen, aber Rudis Frau Flora ließ sich davon vom Arbeiten nicht abhalten. Andreas und Steffi gehören heute auch zum Team. Neben der Familie sind 15 Mitarbeiter, darunter Chefkoch Franz Josef Grunzer, Tag für Tag bemüht, dem guten Namen der Rudi Hütte alle Ehre zu machen.
Après-Ski und Stimmung wurde per Gesetz verboten
Auch die zweite Hütte wird bald zu klein, 1979 wird sie vergrößert. 1983 zieht auch der Lift nach und rüstet auf Sesselbahn um. Zehn Jahre später wurde der Sessellift durch eine Umlaufbahn ersetzt, damit war natürlich die Auffahrt wesentlich bequemer. Im Jahr 2000 kommt die Gaudi-Alm dazu, zunächst vor allem für Après-Ski gedacht. Nur das vor allem im Zusammenhang mit den neuen Bestimmungen, wie Einschränkung des Alkoholausschanks und Schließung der Pisten ab 17 Uhr mit dem Après-Ski in Sexten bald nicht mehr viel los war. „Das kam alles Schlag auf Schlag“, erinnert sich Rudi Egarter heute. „Viele Lokale in Sexten machten zu, in der Disko des Sporthotels war noch in den 90ern jeden Abend die Hölle los, mit einem Mal war das vorbei. Um Après-Ski zu erleben muss man heute nach Österreich fahren ...“ Gleichzeitig hatten andere Skigebiete in Südtirol stark aufgerüstet, Skisafaris kam in Mode da konnte das Dreizinnendorf nicht mehr mithalten. Sexten und seine traumhafte Landschaft versanken in den Dornröschenschlaf, das neue Publikum setzte sich hauptsächlich aus jungen Familien mit kleinen Kindern zusammen. Après-Ski ade! Heute ist die Gaudi-Alm Treffpunkt für jene Skifahrer, die einem gemütlichen Mittagessen in der Rudi Hütte eine schnelle Pizza auf die Hand vorziehen. Jedem das Seine. Auch im Sommer ist die Rudi-Hütte ein beliebtes Ziel. Ausgangspunkt für Kletterer und Hochgebirgswanderer oder ideales Ziel für den Familienausflug mit Kinderspielplatz und leichten Spazierwegen für jung und alt.Im Jahr 2007 wird die Rudi Hütte abgerissen und eine neue Hütte gebaut, die modern und komfortabel ist, im Inneren aber mit ihrer gemütlichen Holzeinrichtung den Zauber vergangener Zeiten hervorruft. Was nicht fehlen durfte in der neuen Rudi Hütte: Ein Platz für den Chef mit Mikrofon und Tisch für die Zither.
Zusammenschluss zum Skiresort Sextner Dolomiten
Seit fünfzig Jahren Wirt, aber keineswegs altes Eisen. Das ist Rudi Egarter, der mit den Jahren nicht nur seine Koch- und Sangeskünste verfeinert hat, sondern auch zum Philosophen geworden ist. „Früher habe ich mich über viele Dinge aufgeregt, heute denke ich, so ein Blödsinn und warte bis alles wieder ins Lot kommt.“ Streiten mag er nicht und wenn es doch dazu kommt, hat er in der Musik ein ausgezeichnetes Ventil. Wenn er zurückblickt, kann Rudi Egarter eine leichte Nostalgie nicht verbergen. „Früher gab es noch eine Feierkultur“, sagt er. Und: „Heute muss alles schnell gehen. Früher haben wir den ganzen Nachmittag gearbeitet, heute ist alles auf die Mittagszeit konzentriert.“ Das kommt auch daher, dass die Skifahrer sich geändert haben. Wer auf Skisafari ist und eine bestimmte Anzahl von Pisten an einem Tag hinter sich bringen will, dem bleibt nicht viel Zeit zum Rasten und zum Feiern.
Anknüpfen an erfolgreiche Zeiten
Rudi nimmt es mit Philosophie und freut sich, dass nach dem Zusammenschluss der drei Anlagen Rotwand, Helm und Haunold sowie der Verbindung mit dem Skigebiet Kronplatz über den Skiexpress Pustertal und dem Ski-Bahnhof Vierschach auch alte Stammgäste wieder den Weg nach Sexten finden und die Skiregion an alte, erfolgreiche Zeiten wieder anknüpfen kann. Und wenn in der Saison 2017 auch noch die Verbindung nach Padula – Comelico eröffnet wird … und 2018 nach Osttirol ... na dann! Und zu guter Letzt noch eine Frage: Was braucht es, um ein guter Wirt zu sein? Rudi Egarter: „Humor und Sinn für Spaß. Mit allen reden können, gute Menschenkenntnis und den Willen, den Gästen immer das Beste zu bieten. Und genau das tut er!